Als Volontär vor Ort

„Die Wochen mit den Malisa-Mädchen haben mein Leben bereichert.“

„Nachdem ich auf den Philippinen angekommen bin, hatte ich einen ersten kleinen Kulturschock – obwohl ich natürlich davor wusste, dass die Lebensverhältnisse dort nicht mit unseren westlichen Standards zu vergleichen sind“, sagt Anne-Sophie. Besonders die Armut der philippinischen Bevölkerung setzte der jungen Frau zu. „Während der Busfahrt zum Malisa Home bin ich an vielen kleinen Ortschaften vorbeigefahren. Jungs und Mädchen sind unserem Bus hinterher gelaufen, wollten Nüsse und Wasser verkaufen.“ Trotz der vorherrschenden Armut des Landes sei Anne-Sophie gleich zu Beginn ihrer Reise die offene und gastfreundliche Art der Filipinos aufgefallen. „Ich wurde von Anfang an von allen herzlich aufgenommen und habe mich im Malisa Home sofort wohlgefühlt”, erinnert sie sich. Zunächst seien die Mädchen zurückhaltend und schüchtern gewesen – nach ein paar Tagen habe sich das gelegt. Dass sich die Mädchen so schnell an die junge Deutsche gewöhnt haben, verdankt Anne-Sophie auch den Erfahrungen, die sie im Vorfeld gemacht hat. Sie hat in Deutschland Praktika bei einem Kinderlogopäden, Ergotherapeuten und in einem Kindergarten absolviert. Anne-Sophies Enthusiasmus, mit dem sie dem Projekt gegenüberstand, hat ebenfalls dazu beigetragen, dass die Mädchen im Malisa Home sie schnell lieb gewonnen haben. „Ich liebe die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“, sagt Anne-Sophie.

Der Alltag im Malisa Home war sehr abwechslungsreich. Anne-Sophie hat viel mit den Mädchen unternommen. „Wir haben zusammen gekocht und waren am Wochenende schwimmen. Auch beim Aufräumen der Zimmer habe ich geholfen“, sagt sie. Unter der Woche findet vormittags Unterricht statt. Anne-Sophie hat Englisch unterrichtet. „Die Mädchen waren sehr wissbegierig – ich habe ihnen sogar ein bisschen Deutsch beigebracht.“

Aber nicht nur die positiven Seiten des Malisa Home erlebte Anne-Sophie mit. „Ich stand den Mädchen bei Gerichtsverhandlungen zur Seite.“ Das seien wertvolle und zugleich aufwühlende Erfahrungen gewesen. Bis ins kleinste Detail hat die junge Deutsche erfahren, was den Mädchen von ihren Peinigern angetan wurde.  Eines der bewegendsten Erlebnisse während ihrer Zeit auf den Philippinen sei ein Abend in Cagayan de Oro gewesen, an dem ihr Betreuerinnen des Malisa Home das Rotlichtviertel gezeigt hätten: „Zu sehen, wie Mädchen in meinem Alter oder noch viel jüngere ihren Körper verkauften, war wirklich schockierend und ging mir sehr nahe.“

Dass die Mädchen im Malisa Home trotz des Leids, das sie erfahren mussten, stets fröhlich und aktiv waren, sei etwas gewesen, was Anne-Sophie sehr beeindruckt habe. „Diese Stärke und der Wille, etwas Besseres aus dem Leben machen zu wollen und sich nicht unterkriegen zu lassen, waren faszinierend“, sagt sie. Es habe durchaus Momente gegeben, in denen Anne-Sophie ihren Einsatz infrage gestellt hat. „Manchmal wusste ich nicht, ob das, was ich im Malisa Home mache, tatsächlich nützt. Bei so viel Leid und Armut, empfand ich es zum Teil nur als Tropfen auf dem heißen Stein“, erinnert sie sich.  Durch das Vertrauen, das die Mädchen Anne-Sophie entgegengebrachten und ihren glücklichen und dankbaren Gesichter habe Anne-Sophie aber gespürt, wie wertvoll ihre Unterstützung war – „und dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich!“.

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