Menschenhandel

Drehpunkt Cagayan de Oro

Cagayan de Oro ist das wirtschaftliche Zentrum Nord-Mindanaos. Aufgrund der vorhandenen Infrastruktur mit einem lokalen Hafen, einem internationalen Flughafen und einem gut ausgebauten Straßennetz ist die Stadt jedoch auch zum zentralen Knotenpunkt des Human Trafficking herangewachsen. Cagayan de Oro verbindet die Landrouten der Schlepper im Norden (Surigao City, Butuan City) mit jenen im Nordwesten (Dapitan City, Zamboanga City). Über den Hafen und Flughafen sind auch Cebu City und Manila als Handelsziele angeschlossen. Während die meisten Städte des kriminellen Netzwerks in Nord-Mindanao auf den internen Menschenhandel ausgelegt sind, gilt Zamboanga durch seine geografische Nähe auch als Handelstor nach Malaysia.

Laut einer Studie von ECPAT und Terre des Homme ist Cagyan de Oro nicht nur Transitzone, sondern auch Anwerbe- und Zielstätte von Opfern der Schlepperbanden. Auch die philippinische Polizei sieht Cagayan als Brutstätte der Cyberprostitution mit Kindern.

Die kriminellen Netzwerke sind weit verzweigt. In ländlichen Gebieten arbeiten sie auch durch die Instrumentalisierung von Kindern, die ihnen weitere Kinder anwerben sollen. Insbesondere in den Konfliktgebieten weiter südlich auf der Insel wird die prekäre Situation der Landbevölkerung von Menschenschleppern gnadenlos ausgenutzt. Schwierige Sicherheitsbedingungen, die Unwissenheit der Bevölkerung und Armut lassen Eltern und Kinder gutgläubige Opfer werden.

 


Die rekrutierten Mädchen kommen meist aus sehr armen Verhältnissen, aus ländlichen Regionen oder den ärmeren Stadträndern, in denen der Lohn der Eltern nicht ausreicht, um die Grundversorgung sicherzustellen – oft sind die Familien gänzlich ohne Einkommen. Häufig sind zudem die Familienstrukturen zerrüttet und Vernachlässigung, häusliche Gewalt und Alkohol- oder Drogenmissbrauch keine Seltenheit. In Kombination mit der oft nicht vollendeten Schulbildung und der mangelnden Aufklärung über die Gefahren von Menschenhandel werden die Mädchen anfällig für die falschen Versprechen der Zwischenhändler, die durch die Zusicherung von gut bezahlter Arbeit einen schnellen Ausweg aus der Armut suggerieren. Meist wird mit der Auszahlung eines vermeintlichen Gehaltsvorschusses an die Familie auch der letzte Zweifel ausgeräumt.

Auch für die Zwischenhändler scheint der Job im Menschenhandel lukrativ: trotz ihres niedrigen Bildungsstandes können sie so schnell zu einem gewissen Reichtum kommen. Ihr schlechtes Gewissen beruhigen sie damit, dass sie den Mädchen bestimmt irgendwie dabei helfen, die zurückgelassenen Familien finanziell zu unterstützen. Die Realität sieht anders aus – sie schicken die Mädchen durch die Hölle auf Erden.

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